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Questankündigung: Der Nebelhof

Autor: Ark
Gebiet: Grimmswald, in der Parallelwelt

Hier gibt es mehr als nur ein Geheimnis zu lüften...


Die Tuer oeffnete sich, und sofort drang die unerbittliche Kaelte in die
Waerme des Schankraums ein. Ich spuerte sogleich, dass diese vermummte
Gestalt, die das Wirtshaus betrat, eine seltsame Aura besass, deren Namen
man ueberall kennt: Aerger.
Der mit einer kleinen Schneeschicht bedachte Fremde schuettelte sich
ausgiebig, dabei sah er sich mehrmals aufmerksam um, doch die neugierigen
Blicke der uebrigen Gaeste, denen er fuer kurze Zeit ausgesetzt war,
wichen sogleich der Erleichterung, dass kein Yeti oder Winterwolf Einlass
begehrte, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut.
Er kam direkt auf meinen verwaisten Tisch zu und fragte direkt:
'Ist hier noch Platz neben einem Mann der Musik?'
Seine dunkelbraunen Augen musterten mich, sein ungepflegter Bart und das
recht schmutzige Aeussere wollten erst das Ansinnen ablehnend bescheiden,
doch dann ueberwaeltigte mich meine natuerliche Neugier:
'Aber sicher doch, setzt Euch zu mir und lasst uns Geschichten bei einem
 kuehlen Glas Bier austauschen. Ich bin Ffestin Mark, weitgereister Barde
 von einigem Ruf, wenn ich das so sagen darf. Wer seid Ihr und was hat
 Euch in dieses von den Goettern verlassene Wirtshaus verschlagen?'
Er laechelte kurz und liess sich neben mir nieder. Seine ruhige, fast
lethargische Art war mir sogleich sympathisch. Ich begann, nach einer der
beiden Kellnerinnen zu rufen, und sofort ging der Vorhang zum hinteren
Schankraum beiseite, und die rassige Frau von einer Kellnerin stoeckelte
zielsicher auf uns zu.
Wie ueberrascht war ich, als sie, sobald sie den neuen Gast aus der Naehe
erblickte, kreidebleich wurde, und meine Bestellung geistesabwesend, ja,
ich meine sogar nachlaessig aufnahm. All das bekuemmerte meinen Gast wohl
nicht, denn er schien das ueberhaupt nicht zu bemerken. Schweren Herzens
sah ich sie wieder hinter dem Vorhang verschwinden, wohl wissend, dass
sie bald wieder auftauchen wuerde, mit zwei gekuehlten Bierkruegen in den
wohlgeformten weichen Haenden. Sie war eine bemerkenswerte Frau.
Es dauerte nicht lange, und der Vorhang wurde erneut beiseite gezogen,
doch heraus kam nicht meine Herzensdame mit dem Bier, sondern der recht
deutlich missgelaunte dicke Wirt. Schnell naeherte er sich unserem Tisch
und baute sich vor dem mir immer interessanter werdenden Mann auf:
'Was suchst Du hier?'
Die dunkle Stimme wollte Ruhe verbreiten, doch ich bemerkte klar den
gefaehrlichen Unterton, der in dieser Frage mitschwang. Langsam drehte
sich mein Tischnachbar nach dem Wirt um, bis er diesem in die Augen sah:
'Was meinst Du denn, warum? Bin ich hier nicht willkommen?'
Das Gesicht des Wirts begann sich sofort, dunkelrot zu verfaerben, er
atmete heftig vor muehsam unterdrueckter Wut. Am liebsten haette ich mir
ad hoc einen anderen Tisch gesucht, doch mein unbelehrbares Gefuehl
raunte mir schweigend zu, zu bleiben und zu horchen.
Der dicke Wirt schuettelte seine fettige, aber ungemein wuchtige Faust:
'Verschwinde von hier, wie kannst Du es wagen, hier wieder aufzutauchen?
 Ich habe Dir gesagt, Du bist hier nie mehr willkommen. Mach, dass Du
 sofort die Tuer schliesst, aber von aussen.'
Es folgte eine laengere Pause, in der sich die beiden Kontrahenten eine
Weile in die Augen starrten. Schliesslich ruehrte sich der interessante
Gast und stand auf:
'Ich gehe, Trevor, ich lasse Dich alleine. Doch sei vergewissert, das,
 was Du getan hast, bleibt nicht ungesuehnt. Mehr habe ich Dir nicht zu
 sagen.'
Wutschnaubend sah der Wirt zu, wie sich der Mann wieder in seine noch
nassen Sachen wickelte und zur Tuer stapfte, wo er sich noch einmal zum
Wirt umdrehte:
'Eines Tages wirst Du fuer Deine Taten buessen, Trevor Twin.'
Mit diesen Worten oeffnete er die Tuer und betrat erneut die Kaelte des
Grimmswaldes. Zornig stuermte der Wirt wieder zurueck in die andere
Haelfte des Schankraumes.
Ich aber begab mich flink zur Tuer und oeffnete sie. Der Mann war schon
einige Schritte in den Wald gegangen, doch ich folgte ihm furchtlos und
ohne Probleme. Meine Worte stiessen dampfende Kondenswolken in die kalte
Winterluft:
'Wartet, Fremder, so sagt mir doch wenigstens noch, wer Ihr seid? Es ist
 in der Tat ungluecklich, dass unsere Bekanntschaft endet, bevor sie so
 recht begann, aber ich wuerde mich freuen, wenigstens zu wissen, mit
 wem man das Vergnuegen hatte.'
Ohne sich umzudrehen oder mich auch nur eine Pause oder eines Blickes zu
wuerdigen, sagte er leise, so dass ich es kaum vernahm:
'Einige kennen mich unter dem Namen Sergeij Klopek.'
Damit verschwand er in den Tiefen des Waldes. Ich aber schlich gruebelnd
zum Gasthof zurueck, ungewiss, ob diese Begebenheit fuer eine Ballade
genuegend Stoff hergeben wuerde.

 
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